Seit der Tod ihm Leib, Namen und Trauer abnahm  
Hoeren sie auf, ihr Leben zu lenken   
Hoeren sie auf, zu planen, zu denken   
Danken fuer Troedel, den Armut und Mitleid verschenken   
Staunen wie Blinde, denen's zu gar ploetzlich kam   
Mitten im Sonnenschein, der sie liebend umfing   
Dass di Sonne so seltsam schnell unterging.
Leben ist Suende. Liebe ist Leid.  
Sueβ ist Vergessen. Schoen ist Erinnerung.   
Und werden sie alt und stuerben gern heut   
So ist heut und ist morgen noch lange nicht Zeit   
Denn sein Platz muss frei sein. Sein Platz ist bereit.   
Und werden sie alt: er ist immer jung   
Viele Jahre geht er immer im Soldatenkleid.
Und die Jahre gehen. Noch ist er nicht tot.  
Nie ist er tot. Nur kommt er nie wieder mehr.   
Eine Kanne bleibt voll und ein Stuhl bleibt leer.   
Und sie sparen ihm Bett und sie sparen ihm Brot   
Und sie beten fuer ihn, und leiden sie Not   
Sie bitten ihn immer wieder flehend her.
  
Sie fragen und sagen: sie hoeren kaum hin.   
Sie sehen durch Fenster und sehen doch nicht.   
Hoerten Windbrausen nicht. Sahn nicht Wolkengehn.   
Waren taub, wenn der Regen rann, waren blind, wenn sie Sonne sehn.   
Doch die alten Augen in muedem Gesicht   
Werden strahlend und jung: sie denken an ihn.   
Und glauben sie nur und verzweifeln sie nicht   
So wird einmal Licht.
Oh, einmal wird Licht; sonst kann Gott nicht sein —  
Und sei's, wenn sie stuerben, in letzter Zeit:   
Die dunklen Zimmer werden weit.   
Und hell im Licht steht einer breit.   
Sein Stuhl ist frei. Sein Mahl ist bereit.   
Und er bricht ihnen Brot, und er reicht ihnen Wein   
Und sie laecheln im Sterben verklaert und befreit   
Und gehen sehr leicht in den Himmel ein.   
  
Bertolt Brecht
Πολύ ωραίο
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